Zuwanderer Marderhund breitet sich aus

Zuwanderer Marderhund breitet sich aus

Zuwanderer Marderhund breitet sich aus

und fühlt sich besonders am Rietzer See wohl

MITTELMARK – Räuber gegen Räuber: „Ein Jäger hatte jetzt im Frühjahr unweit der Havel beobachtet,
wie ein Marderhund in einen Fuchsbau eingedrungen ist“, berichtet Ulf Hochmuth.
Das Tier habe einen Welpen nach dem anderen getötet und aus dem Bau getragen.
Schließlich sei die Fähe verletzt aus dem Bau gestürmt und der Marderhund habe sich in der Behausung breitgemacht.

„Der Marderhund ist weiter auf dem Vormarsch“, sagt Ulf Hochmuth, der Vorsitzende des Kreisverbandes Brandenburg/Havel.
Der vierbeinige Zuwanderer, auch Enok genannt,
aus Osteuropa sei mittlerweile in allen Revieren in der Stadt Brandenburg und im Altkreis vertreten.
Zudem betrachten Jäger und Naturschützer auch den Zuwachs des Waschbären und des Minks in der Region mit Sorge.

Am häufigsten sei der Marderhund im Altkreis in den Feuchtgebieten um den Rietzer- und den Netzener See anzutreffen.
„Dort fühlt er sich wohl“, sagt Hochmuth.
Dort sieht der Fachmann allerdings auch die größten Gefahren durch den Marderhund für das heimische Öko-System.
Der Räuber tue sich nämlich auch an Vögeln und Gelegen gütlich.
„Das könnte im Europäischen Vogelschutzgebiet echte Probleme mit sich bringen“, fürchtet er.
Räude befällt auch den Marderhund
In manchen Revieren würden die Waidmänner weniger Füchse registrieren.
„Allerdings können wir nicht mit Gewissheit sagen, dass dies am Marderhund liegt.“
Wie der Fuchs werde der Räuber aus Ostasien von der Räude befallen, jener Milben-Erkrankung,
bei der die Tiere alle Haare verlieren und daran zugrunde gehen können.

Mit Ausnahme der sensiblen Vogelschutzgebiete sieht Hochmuth derzeit keine ernste Bedrohung durch den Marderhund.
Seine These: „Die Population wird sich auf ein gewisses Maß einpegeln.“
Ein systematisches Bejagen dieses Räubers gebe es nicht.
„Das sind Zufallsabschüsse.“ Im gesamten Landkreis Potsdam-Mittelmark sind im abgelaufenen Jagdjahr 229 Enoks erlegt worden.
Des Weiteren liefen den Jägern zwischen Havel und Fläming 248 Waschbären und fünf Minke vor die Flinte.

Kastenfallen sind nicht billig

Wolle man dem Enok besser beikommen, müsse mehr auf Fallenjagd gesetzt werden.
„Und wenn es neben den Vögeln auch dem Niederwild etwas Luft verschafft.“
Das Jagen mit Kastenfallen sei jedoch bei den Waidmännern nicht gerade beliebt.
„Es ist sehr aufwendig“, gibt Hochmuth zu verstehen. Der Jäger müsse täglich morgens und abends die Fallen kontrollieren.
Auch würden die Kastenfallen mit 80 bis 100 Euro pro Stück einiges kosten.
In der Region gehöre Klaus Mordhorst aus Groß Kreutz zu den wenigen Jägern, die die Fallenjagd noch ausübten,
berichtet der Kreisvorsitzende. „Klaus Mordhorst ruft auch dazu auf.“

Im Bereich Schollene in Sachsen-Anhalt indes, „wo der Mink eine Möwenkolonie ausgelöscht hat,
stellt die Jagdbehörde Kastenfallen kostenlos zur Verfügung“, berichtet Hochmuth.
Vorstellbar sei auch, solche Fallen über Jagdgenossenschaften oder den Naturschutz zu finanzieren,
damit Jäger zur Arbeit nicht auch noch die finanzielle Belastung hätten.
„Die Zeiten, in denen wir für die Felle Geld bekommen haben, sind längst vorbei.“

Wer weiß, vielleicht hat der Marderhund bald seinen Meister gefunden.
Im Bericht 2010/11 des Luchsprojektes Harz heißt es: „Bemerkenswert im Monitoringjahr 2010/11
war der Fotofallennachweis eines Luchses auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow im Osten Sachsen-Anhalts.
Der Luchs löste am 18. Februar eine Kamera aus,
die eigentlich zur Dokumentation des dort lebenden Wolfsrudels installiert worden war.
“ Der Luchs ist einer der wenigen natürlichen Feinde des Enoks. (Von Heiko Hesse)

Quelle: Märkische Allgemeine Zeitung vom 18.10.2011  

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